ÜBER UNS l DERBARÊ ME DE



Wer wir sind


Wir sind Engagierte aus dem UTA Frauenrat Dresden, dem Internationalistischen Zentrum Dresden und der Fachstelle Jugendhilfe des Kulturbüro Sachsen e.V.  und freuen uns auf zahlreichen Besuch, spannende Filme und anregende Diskussionen.


Warum wir die Filmtage organisieren


Mit den Filmtagen wollen wir eine Brücke zu den Menschen in den kurdischen Gebieten bauen! Durch das kolonial diktierte Sykes-Picot-Abkommen (1916) verteilten sich die kurdischen Siedlungsgebiete auf vier Nationalstaaten: Bakur (Norden) entspricht dem kurdischen Gebiet in der Türkei, Başur (Süden) entspricht dem Nord-Irak, Rojalat (Osten) sind die Gebiete im Iran und Rojava (Westen) ist das heutige Nord-Syrien. Die Herausbildung der Nationalstaaten machte die Kurd*innen zu verfolgten und vertriebenen Minderheiten. Die Geschichte der Kurd*inne ist eine Geschichte voller Leid, Missachtung und Unterdrückung. Sie ist aber mindestens genauso so eine der Kämpfe, Neuanfänge und vor allem eine von Hoffnung auf Frieden und Freiheit. Mit den ersten „Kurdischen Filmtagen“ in Dresden erzählen wir einen Teil dieser Geschichten im  Thalia Kino. 
Obwohl die kurdischen Sprachen und Kultur unterdrückt wurden und werden, entstanden in den letzten Jahren zahlreiche kurdische Spielfilme und unzählige Kurz- und Dokumentarfilme. Kurdische Filmschaffende setzen sich kritisch mit überkommenen Traditionen und  herrschenden Verhältnissen auseinander. Ihre Filme zeigen schonungslos Vertreibung, Flucht, Unterdrückung, Folter und Menschenrechtsverletzungen. Sie zeigen aber auch den Kampf der Bevölkerung für ein Leben in Würde und Selbstbestimmung. Das Besondere ihres filmischen Schaffens ist, dass sie neue Möglichkeiten des Lebens aufzeigen, Visionen auf die Leinwand bringen. Für die Vielfalt und auch Kontroversen wollen die ersten „Kurdischen Filmtage“ in Dresden eine breite Öffentlichkeit sensibilisieren. 
 
An dieser Stelle wollen wir euch auch nochmal auf unser Preview Programm aufmerksam machen. Näher Informationen findet ihr auf:  https://kurdischefilmtage-dresden.de/warm-up-l-germ-kirin/

 


Widerstand mit Kultur und Geschichte – die Guerilla


Die vielfältigen historischen Ereignisse, Einflüsse und Erfahrungen wurden erst in jüngster Zeit schriftlich oder filmisch festgehalten und überliefert. Das ursprüngliche Medium dafür war vor allem die Musik: Allen voran das Dengbêj: Eine Art Singsang, der Erzählungen und Geschichten von Generation zu Generation weiter trägt. Auch in den kurdischen Guerilla-Einheiten der verbotenen Arbeiter Partei Kurdistans (PKK) hat Musik als Medium nach wie vor einen hohen Stellenwert.  Sie ist untrennbar mit dem Bewusstsein für eine kurdischen Identität verknüpft und wird daher auch für politische Anliegen eingesetzt. Trotz einer permanenten militärischen Bedrohung, entwickelte die kurdische Bewegung eine andere Idee von Gesellschaft. So setzte bereits Mitte der neunziger Jahre der Versuch eines Umdenkens innerhalb der PKK ein. In den letzten 15 bis 20 Jahren wurden große Anstrengungen unternommen, um eine andere Theorie und Praxis zu entwickeln. Am Ende dieses Prozesses stand das Konzept des demokratischen Konföderalismus, dass stark durch die Gedanken des libertären Kommunalisten Murray Bookchin beeinflusst wurde.  Dieses Konzept ist aus einer theoretisch-praktischen Interaktion zwischen Bevölkerung, Guerilla und der Partei PKK hervorgegangen. Eine zentrale Säule dieser Gedanken ist die Befreiung der Frau*, die in der Praxis der Guerilla durch die Organisierung unabhängiger Fraueneinheiten umgesetzt wurde, um den patriarchalen Charakter auch in der Guerilla zu überwinden. Ein Lernprozess aus den negativen Erfahrungen der nationalen Befreiungsbewegungen und der früheren marxistisch-leninistischen Orientierung. Dem Bereich der Geschichte und Gegenwart der PKK, widmen wir zwei Filme. 
„Sara – mein ganzes Leben war ein Kampf“ erzählt die Geschichte der Partei aus der Perspektive der wohl bekanntesten kurdischen Aktivistin Sakine Cansiz. Der Film Bakur – Norden, zeigt noch nie dagewesene Aufnahmen vom Innenleben der Guerilla. Er ist einer der ersten Filme, die in dieser Tiefe und noch dazu parteiextern, Zugang zum Alltagsleben der Einheiten im Kandilgebirge aufzeigt. Ohne an diese Ursprünge den Rückblick auf die Wurzeln des modernen kurdischen Widerstands in Form der PKK und ihrer Guerilla HPG, lässt sich die heutige Situation im Nahen und Mittleren Osten nicht verstehen. Nach beiden Filmen wird es ein Publikumsgespräch und Zeit für notwendige kritische Nachfragen geben. 

 


In alle Himmelsrichtungen – Bakur, Rojava, Başur, Rojalat

Der Norden in Blut ertränkt und hinter Gittern gesperrt –Bakur

Da die Situation in den kurdischen Gebieten der Türkei, an die blutige Vergangenheit der 90er-Jahre erinnern, haben wir uns entschlossen auch ältere Filme in unser Programm aufzunehmen. Stellvertretend sei hier der Film Press von Sedat Yilmaz genannt.  Er behandelt die nicht enden wollenden Menschenrechtsverletzungen, Repression, Pressezensur, Bedrohungen und Entführungen und Morde – brandaktuell also. Aber auch die Realität der Kurd*innen deren Dörfer im Namen der Aufstandsbekämpfung bis auf die Grundmauern abgebrannt wurden und die ihre Zuflucht in den Metropolen der Türkei oder in Europa fanden, wird thematisiert. Die Filme: Der Imker, Song of my mother und Staublappen stehen stellvertretend für diesen Erzählstrang. 
 
Anfang 2017 erinnert sich kaum ein Mensch an die Wahlerfolge der HDP  und die damit verbundenen Hoffnungen im Jahr 2015. Durch die erfolgreiche Opposition auf parlamentarischer Ebene konnten Erdogans Pläne für ein Präsidialsystem zwar verzögert, aber leider nicht verhindert werden. Denn was folgte war eine Strategie der Eskalation: Viele Parteibüros der HDP und ihrer lokalen Schwesterpartei BDP wurden durch Mitglieder der faschistischen MHP und unter Billigung der AKP-Regierung, zerstört und abgebrannt. Das unter Erdogan geführte AKP-Regime führte einen brutalen Krieg gegen die kurdische Bevölkerung und ihr dichtes Netzwerk zivilgesellschaftlicher Selbstverwaltung in der Türkei. Artillerie und Panzer wurden in vielen kurdischen Städten eingesetzt. So wurde z.B. die historische und von Kurd*innen bewohnte Altstadt Diyarbakir-Sur zu großen Teilen zerstört. Es gab Ausgangssperren und Zivilist*innen wurden durch Scharfschützen beschossen. Deutschland lieferte und liefert weiterhin Waffen und Munition. Der militärische Angriff wurde durch einen politischen Angriff begleitet. Tausende Journalist*innen und 70 Bürgermeister*innen sind inhaftiert. Weit über hundert Zeitungen,Rundfunk- und Fernsehsender wurden geschlossen, abgesetzt, verboten. Darunter v.a. solche mit unabhängigen und/oder kurdischsprachigen Programmen. Die Vorsitzenden der prokurdischen HDP (Demokratische Partei der Völker) sitzen im Gefängnis, ihnen drohen Haftstrafen von bis zu 134 Jahren. Auf Demonstrationen -wenn überhaupt erlaubt- folgen Wellen von Verhaftung und Strafverfolgung. Im Windschatten der Flüchtlingsabwehr und mit Billigung der Bundesregierung, wurde der Weg zum autoritären Präsidialregime geebnet.

 


Der Westen zwischen revolutionärem Aufbruch und Krieg –Rojava


Die Kurd*innen wurden unter dem syrischen Bath-Regime kategorisch ausgegrenzt und entrechtet. Mehrere Aufstände wurden blutig niedergeschlagen und Kurd*innen wurde die Staatsbürgerschaft aberkannt. Mit dem demokratischen Aufbruch im Jahr 2010, sahen auch sie ihre Zeit gekommen. Doch anders als viele Revolutionäre im Rest Syriens, entschieden sich viele Kurd*innen für den sog. Dritten Weg, jenseits des Regimes unter Bashar al Assad und den Rebellengruppen der FSA oder offen islamischen Milizen. Für ihr taktisches Vorgehen, das versuchte die direkte Konfrontation mit dem Regime zu vermeiden, wurde den Kurd*innen oft eine Zusammenarbeit mit selbigen unterstellt.  In den west-kurdischen Gebieten ist die Bevölkerung direkte Zielscheibe des sog. Islamischen Staates (IS). Seit den Kämpfen um die Stadt Kobanê im September 2014, ist der Begriff Rojava auch hierzulande ein Begriff. Kobanê ist nur Beispiel für das erfolgreiche Zurückdrängen des „IS“ durch die kurdischen Selbstverteidigungseinheiten YPG und YPJ und der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDK). Insbesondere die Frauenselbstverteidigungseinheiten (YPJ) brechen mit einem feudalen und seit Jahrhunderten überlieferten Bild der Frau als Geburtsmaschine und Objekt des Patriarchats. Hinter den Frontlinien dieser bewaffneten Streitkräfte wird, soweit es die Sicherheitslage zulässt, umgehend mit dem zivilen Aufbau begonnen. Eine Doppelstrategie, um die Militarisierung der Gesellschaft zu verhindern bzw. diese zu demilitarisieren. Ein Lernprozess aus den negativen Erfahrungen der nationalen Befreiungsbewegungen. Auch wenn Gewalt in Syrien ein notwendiges Mittel der Selbstverteidigung darstellt, wird es nicht zum Fetisch. In Nord-Syrien wird der demokratische Konföderalismus in einer bisher nicht-vorhandenen Größenordnung umgesetzt. Die Errichtung einer aktiven Zivilgesellschaft die auf basisdemokratischer und föderaler Verwaltung fußt, ist die Grundlage. Durch die Schaffung kooperativer Wirtschaftsmodelle, soll auch die ökonomische Ebene erfasst werden. Zusätzlich entstehen überall sog. Frauenhäuser und -räte, um nicht-militärische Formen der Selbstverteidigung der Frauen* zu stärken. Mitten im Krieg entfaltet sich dort eine gelebte Alternative jenseits von Nationalstaaten, Patriarchat hin zu politischer Selbstverwaltung, Selbstbestimmung, Frieden und praktischer Solidarität. Das Warm-Up-Programm hat hier seinen speziellen Fokus.


Der Süden gefangen zwischen Krieg, Clandenken, Korruption und Wirtschaftskrise – Başur


Mit dem Ende des zweiten Irakkriegs 2003 wurden die Autonomierechte der kurdischen Gebiete im Nord-Irak in der neuen Verfassung des Iraks verankert. Die Region wird immer wieder mit der Hoffnung der Kurd*innen auf einen eigenen Staat verbunden. Der Süden Kurdistans kann aber eher als halbautonome und korrupte Autokratie bezeichnet werden. Momentan ist das Gebiet durch eine heftige Wirtschaftskrise gebeutelt. Zusätzlich ist es von schiitischen Milizen unter irakischer Fahne, IS-Kämpfern und türkischem Militärum zingelt. Die Macht teilen sich bis heute im Wesentlichen die Kurdische Demokratische Partei (KDP, kurdisch PDK) unter Masud Barzani und die aus einer Abspaltung entstandene Patriotische Union Kurdistans (PUK, kurdisch YNK). Sie kontrollieren das Autonomiegebiet und sind zutiefst verfeindet. In den 1990er Jahren eskalierte diese Feindschaft in einem blutigen Bruderkrieg und verwandelte Başur in ein einziges Angstterritorium. Erst die Zusammenarbeit mit der USA-geführten Kriegskoalition im Rahmen des zweiten Irakkriegs, brachten beide Parteien wieder zusammen. Bis heute gründet ihre Macht auf einem sehr starken Loyalitätsgefühl, das noch aus den feudalen Zeiten der Clanstrukturen herrührt und parteipolitsch transformiert wurde. 
 
Die Region war und ist also ein politisch und militärisch hart umkämpftes Gebiet. Başur war Austragungsort vieler Aufstände, politischer Machtspiele und grausamer Massaker an der Zivilbevölkerung. Die genozidiale Militäroperation unter dem Codenamen „Anfal“ [1], ist hier wohl das grausamste Beispiel. Als sich der Irak-Iran-Krieg 1988 seinem Ende näherte, begannen diese blutigen Aktionen des Bath-Regimes unter Sadam Hussein. Es war die Rache an der„Iloyialität“ der Kurd*innen im Iran-Irak-Krieg: Es wurden 4.500 Dörfer dem Erdboden gleichgemacht und 182.000 Menschen brutal ermordet. Unzählige Kurd*innen wurden als Staatsfeinde eingestuft, ihr Eigentum wurde beschlagnahmt und sie wurden deportiert bzw. in den Iran ausgewiesen. Davon waren vor allem die Faili-Kurd*innen die in der Nähe der Sagroz-Berge siedeln betroffen. In der Stadt Halabdscha kam es 1988 sogar zum Einsatz von Giftgas, dem tausende Zivilist*innen zum Opfer vielen. Unter den vielfältigen Folgen leidet die Gesellschaft noch heute.
 
2009 gab es durch die Wahlerfolge der neugegründeten Partei Gorran (kurdisch für Wandel) eine „goldene Phase“ des Parlamentarismus. Diese Zeit ist vorbei. Proteste die auf die Korruption, staatliche Gewalt, demokratische Defizite hinwiesen, wurden brutal unterdrückt. Es gab Tote und Verletzte auf der Straße. Die meist jungen Aktivist*innen wurden eingesperrt und gefoltert. Minister von Gorran wurden durch die KDP aus der Hauptstadt Erbil verbannt. Die Bundesregierung ignoriert all diese Tatsachen und lieferte im Rahmen des „war on terror“ gegen den IS, Waffen an „die“ Peshmerga, die als solche einheitliche Gruppe gar nicht existieren. Denn jede Partei hat ihre eigenen Einheiten, auch wenn sie heutzutage einheitliche Uniformen tragen. Sie hat eigene macht- und geopolitische Interessen und spielt das alte Spiel des Teile und Herrsche in „gute“ und „böse“ Kurd*innen.
 
Aktuell gibt es eine Nachrichtensperre in der Region des Shengal-Gebirges, dem Siedlungsgebiet der Eziden. Als der IS 2014 einen Genozid an ihnen verübte, war die Guerilla der PKK die einzigen die ihnen halfen. Die KDP-Peschmerga flüchteten. Das Misstrauen der ezidischen Bevölkerung gegenüber der Kurdish Regional Government (Kurdische Regional Regierung, kurz KRG) ist demzufolge groß. Die Eziden begannen mit Hilfe der Guerilla, ihre eigenen Verteidigungseinheiten zu gründen die YPŞ. Vor allem die KDP versucht nun durch eine Embargo und die Androhung von Bombardierungen und anderer militärischer Schritte, die Bevölkerung dafür zu bestrafen. Auch dies wird auf den Filmtagen Thema sein und wir hoffen unsere Gäste aus dem Sinjar begrüßen zu können. Der nächste Konflikt könnte sich in der erdölreichen, multiethnischen und – religiösen Stadt Kirkuk bereits anbahnen. Nachdem der „IS“ aus Mossul vertrieben ist, wird es dort um die politische Vorherrschaft gehen. 
 
Zur Zeit ist eine Delegation des Internationalistischen Zentrum Dresdens und des Verbands der kurdischen Studierenden in Deutschland (YXK) in Başur unterwegs. Spätestens nach der Rückkehr wird es diverse Berichte und Veröffentlichungen geben. Schaut also regelmäßig auf: www.iz-dresden.org

 


Der Osten unter religiöser Herrschaft der Mullas –Rojalat


Die Mehrheit der im Iran lebenden Kurd*innen sind Schiiten und haben dadurch keine Probleme in Bezug auf die Ausübung ihrer Religion. Die kurdisch-sunnitische Minderheit hingegen darf z.B. keine höheren staatlichen Posten begleiten. Welche Gebiete kurdisch und welche iranisch sind, ist immer umstritten. Oft spielt das Vorkommen von Bodenschätzen eine wichtige Rolle, wie z.B. im Siedlungsgebiet der Lori-Kurd*innen. Auch in Rojalat ist die Geschichte der kurdischen Bevölkerung eine Unterdrückungsgeschichte. Zwar ist die Sprache und die Ausübung der Kultur momentan weniger stark unterdrückt, aber es gibt, wie auch bei anderen oppositionellen Gruppen, keine politische Selbstbestimmung oder vom Mullah-Regime unabhängige Organisation, die nicht verfolgt werden würde. Bis heute ist die Möglichkeit für zivilen Ungehorsam wie z.B. Demonstrationen, die auf Missstände hinweisen oder das Regime kritisieren, faktisch nicht möglich, ohne dass es zu Verhaftungen und brutaler Repression kommt. Amnesty International weißt auf die extrem hohen Exekutionsraten im Iran hin. Allein zwischen dem 01. Januar und dem 15. Juli 2015 wurden 700 Menschen hingerichtet. Folter ist ein normales Mittel in den Gefängnissen und während Verhören. Davon sind auch viele kurdische Politiker*innen und Aktivist*innen betroffen. 
 
Bereits in den 1940er-Jahren gab es die erste kurdisch-politische Partei im Iran, die KDP-I. Sie war das Vorbild für die Nord-Irakische KDP. 1946 gründete sich unter ihrer Führung und durch gezielte Unterstützung der Sowjetunion, eine unabhängige kurdische Republik die als Republik Mahabad (auch Republik Kurdistan oder Komara Kurdistan) bekannt wurde. Die Entstehung dieser ist eng mit der sog. Irankrise, also dem Beginn des Kalten Krieges verwoben. Die junge Republik wurde letztlich ihrem Schicksal überlassen [2]. Iranische Truppen marschierten ein und setzten ihr ein Ende. Am 30. März 1947 wurden fast alle Minister in Mahabad erhängt. Darauf hin herrschte bis zur iranischen Revolution 1979 Friedhofsstille in den kurdischen Gebieten. Diese wurde anfangs auch von vielen Kurd*innen unterstützt, selbst als sie bereits durch Chomeini übernommen und in eine islamische Revolution transformiert wurde. Der Grund dafür waren umfangreiche Zusagen durch Chomeini an die Kurd*innen. Letztlich verweigerte er eine Verankerung einer Autonomie in der neuen iranischen Verfassung, da es nur eine islamische Glaubensgemeinschaft und keine ethnischen Gruppen gäbe. Die Gespräche scheiterten noch 1979. Chomeini erteilte die Fatwa für die Partei und ließ kurdische Dörfer und Städte durch die iranische Armee bombardieren . Viele Zivilist*innen kamen dabei ums Leben.
Die 1980er Jahre waren dann vom Iran-Irak-Krieg gekennzeichnet. In dieser Zeit, aber auch darüber hinaus, wurde die dem jeweils anderen Land unbeliebte kurdische Partei durch den Iran oder den Irak unterstützt, um destabilisierend zu wirken. Hier kann wieder ein Link zu den bereits erwähnten kurdisch-internen Spannungen in Başur gesehen werden. Genau diese Art von Machtpolitik, die auch ein Merkmal der einzelnen kurdisch-nationalistischen Parteien ist, hält die ganze Region weiterhin in einer Spirale von Gewalt und Ohnmacht gefangen.
Von dieser repressiven Realiät, in der es gerade für eine unabhängige Jugendkultur keinen Platz gibt, zeugt der Film „No one knows about persian cats“, des kurdischen Filmemachers Bahman Ghobadi. Außerdem werden iranische Aktivist*innen über die Lage im Iran und die Rolle des politischen Widerstands gegen das Regime berichten.
Eine Lösung für die Konflikte und Krisen im Nahen und Mittleren Osten, ist ohne die Berücksichtigung der kurdischen Bevölkerung, ihrer Bedürfnisse und ihrer vielfältgen Geschichten und Konfliktlinien nicht möglich.  Ein altes kurdisches Sprichwort sagt: „Kurden haben keine Freunde.“ Es scheint so, als ob dies leider immernoch stimmt.  Versuchen wir, zumindest auf lokaler Ebene, dass dieses Sprichwort sich nicht bestätigt. Die ersten kurdischen Filmtage in Dresden sind ein politisch-kultureller Schritt in diese Richtung.

 
[1] „Anfal“ bedeutet Beute und bezieht sich auf die achte Sure des Korans. Es sollte den geplanten und genozidialen Massenmord für die Soldaten der irakischen Armee rechtfertigen und damit einen moralisch-kulturellen Bezugsrahmen bereitstellen. Der Name der Operation weißt somit auf die Stigmatisierung der Opfer als Ungläubige hin. Die religiöse Codierung durch die Zurhilfenahme des Korans darf nicht darüber hinweg täuschen,dass das Bath-Regime militant-sekular war. Die kurdischen Opfer der Gewalt waren oft sunnitische Muslime. Moscheen wurden durch spezielle Ingineuers-Corps der irakischen Armee mittels Bulldozern und Dynamit zerstört. 
Siehe dazu den Human Rights Watch Bericht:https://www.hrw.org/reports/1993/iraqanfal/ANFAL1.htm
 
[2] Auch Aserbaidschan rief eine Republik aus und wurde von der UdSSR unterstützt. Die Sowjetunion weigerte sich nach dem Ende des zweiten Weltkriegs ihre Truppen aus dem besetzten Norden des Irans abzuziehen. Dies war eine Strategie, die der Sowjetunion den Zugang zu den Ölfeldern im Norden des Irans und den Machteinfluss in der Region sichern sollte. Die USA sahen darin eine Gefahr für ihre aufstrebende Nachkriegswirtschaft und der damalige US-Präsidenten Truemann drohte Stalin sogar mit dem Einsatz von Atomwaffen, sollte Stalin an seiner Strategie festhalten. Die Republiken waren fast komplett von der Unterstützung der Sowjetunion abhängig und Spielball global-politischer Interessen.  Die UdSSR unterstützte die Republik Mahabad vorerst weiter,  zog sich jedoch nach dem Scheitern der Verhandlungen, die unter Beteiligung Großbritanniens zwischen der KDP-I und der iranischen Regierung geführt wurden, zurück.