WARM UP l DESTPÊK


Hier findet ihr unser Warm-up-Programm für die kurdischen Filmtage in Dresden. Wir haben versucht dieses möglichst Vielfältig zu gestalten. Tragt euch die Daten schon mal rot in eure Terminplaner ein. Bitte beachten: Die Warm-up-Veranstaltungen werden an verschiedenen Orten stattfinden.

 

 


Donnerstag 16.02.2017


 


Vortrag und Eröffnung der Ausstellung über die basisdemokratischen Strukturen in Rojava / Nord-Syrien

Wo: Hole of Fame / Königsbrücker Straße 39
Wann: 19:00 Uhr

Vortrag: Die Wiederkehr der Kommune
-Theorie und Praxis des Demokratischen Konföderalismus am Beispiel der Frauenbewegung-

Anhand eines Bildervortrages werden wir über die aktuellen Geschehnisse in Nordsyrien, der Frauenbewegung und den Arbeiten von WJAR (Stiftung der freien Frauen in Rojava) diskutieren. Schwerpunkt wird das entwickelte Gesellschaftsmodell der Demokratischen Selbstverwaltung sein. In Nordsyrien und Rojava organisieren sich Frauen gemeinsam, um entgegen der Brutalität des Krieges und der patriarchalen Gesellschaft eine neue Gesellschaft aufzubauen.

Ausstellung:

„Rojava 2014 – Basisdemokratie in mitten des Krieges“

„Rojava 2014 – Basisdemokratie in mitten des Krieges“

Die Revolution in Rojava steht für ein einmaliges basisdemokratisches, geschlechterbefreites und ökologisches Projekt im Westen Kurdistans.

Am 19. Juli 2012 begann in Kobanî die Revolution von Rojava. Unter der Initiative des Volksrats Westkurdistan (MGRK) vertrieb die Bevölkerung das syrische Baath-Regime weitgehend unblutig. Während der Rest von Syrien zunehmend im Bürgerkrieg versank, schlug Rojava einen dritten Weg jenseits des Baath-Regimes und der vom Westen, der Türkei und den Golfstaaten protegierten Opposition ein. Damit wurde die kurdische Freiheitsbewegung vor die Herausforderung gestellt, ein im Mittleren Osten einmaliges basisdemokratisches, geschlechterbefreites und ökologisches Projekt aufzubauen. Durch die »Demokratische Autonomie« wurde der Staat überflüssig und jeglicher Form von Nationalismus eine Absage erteilt. Seither organisiert sich die Bevölkerung durch ein Rätesystem selbst. Das Projekt wird durch reaktionäre Kräfte wie die Terrororganisation Islamischer Staat bedroht.

Wie wird dieser Umbruch angesichts einer von 60 Jahren Diktatur geprägten Bevölkerung, eines Embargos durch die Türkei und eines sich verschärfenden Krieges realisiert? Wie werden die im Gesellschaftsvertrag von Rojava formulierten Grundsätze der Geschlechterbefreiung und Partizipation aller ethnischen, religiösen u.a. Identitäten tatsächlich umgesetzt? Wie schlagen sich diese Ansätze in der Ökonomie, Ökologie und Bildung nieder? Bietet dieses Projekt Perspektiven für eine Lösung der Probleme des Mittleren Ostens?

 


Mittwoch 22.02.2017


 


Die aktuelle Lage in der Türkei
– Ausnahmezustand, Krieg, Präsidialsystem –

Ein Vortrag von Alp Kayserilioğlu, freier Schriftsteller, der in Istanbul lebt und arbeitet und Redakteur des lower class magazine.

Wo: Hole of Fame / Königsbrücker Straße 39
Wann: 19:00 Uhr

Mehr als 100.000 suspendierte Staatsbeamtete, Inhaftierung oppositioneller PolitikerInnen und JournalistInnen, Absetzung von Dutzenden kurdischen BürgermeisterInnen und Ersetzung derselben durch Zwangsverwalter, Einmarsch in Syrien und Säbelrasseln in Richtung des Irak, Ankündigung der Wiedereinführung der Todesstrafe und der Einführung eines autoritären Präsidialsystems – es ist mittlerweile für jeden offensichtlich: Der misslungene Putschversuch vom 15. Juli 2016 wurde seitens der AKP dazu ausgenutzt, einen Gegenputsch zu lancieren und die eigene Agenda durchzudrücken. Der Gegenputsch hat mittlerweile das Format einer rasenden Faschisierung angenommen, wonach es nicht nur für KurdInnen und Linke immer schwieriger bis unmöglich wird, von der Regierung abweichende Positionen zu vertreten oder dementsprechend Politik zu betreiben. Zusätzlich sind das türkische Militär und von ihr unterstützte Islamisten in Nordsyrien einmarschiert, auf der anderen Seite wird angedroht, auch im Irak einzumarschieren. Eine Entspannung der Lage oder gar Demokratisierung der Türkei scheint in weite Ferne gerückt.

Wie konnte es zu dieser Situation kommen? Mit welchen Kräften hat sich die AKP verbündet, um den derzeitigen Prozess ins Rollen zu bringen? Ist dieses Bündnis tragfähig oder bewegt sich die AKP viel eher auf einem sehr gefährlichen Terrain an Kräfteverhältnissen, das jederzeit auch kippen kann? Macht es Sinn, Erdoğan mit Hitler und Mussolini zu vergleichen? Und nicht zuletzt: Ist die Opposition erdrückt und zerschlagen worden oder gibt es noch Hoffnung?


 

 


Mittwoch 01.03.2017


 


Nû Jîn / Neues Leben (Filmvorführung & Filmgespräch mit Veysi Altay)
(Regie: Veysi Altay, Doko Rojava 2015, 43 Minuten, Kurmanci m. dt. Unt.)

Wo: Projekttheater Dresden / Louisenstr. 47
Wann: 19:00

Der Film Nû Jîn, mit dem Slogan „Frauen bedeuten Leben. Leben bedeutet Widerstand und Widerstand bedeutet Kobanê“, porträtiert das tägliche Leben von drei kurdischen Frauen, die sich im Kampf gegen den IS der kurdischen Frauenverteidigungseinheit YPJ angeschlossen haben. Der Film thematisiert den Angriff des IS am 14. September 2014 und den darauf folgenden fünfmonatigen Kampf durch die Frauenverteidigungseinheit YPJ und der Volksverteidigungseinheit YPG und dokumentiert diesen bis heute andauernden Widerstand durch die Perspektive von drei Kämpferinnen.


 

 


Donnerstag, 02.03.2017


„Kobanê calling“
Comicvorstellung des italienischen Künstlers Zero Clcare

Ein Projekt von …ums Ganze! und Beyond Europe

Wo: Hole of Fame / Königsbrücker Straße 39
Wann: 19:00 Uhr

http://www.zerocalcare.it/2015/01/16/kobane-calling/

„Kobane Calling“ ist eine Grafic Novel unseres Genossen und Zeichners Zero Calcare aus Italien. Er besuchte Rojava mehrere Male und brachte 2015 die erste, italienischsprachige Version von „Kobane Calling“ heraus. Zero Calcare erzählt die Geschichte seiner eigenen Erfahrungen in Rojava am Ende des Jahres 2014 als der so genannte Islamische Staat vor den Toren Kobanes steht. Seine Arbeiten erfreuen sich gerade bei einem jüngeren Publikum einer anhaltenden Aufmerksamkeit, weshalb Zero Calcare inzwischen verschiedene Folgewerke herausgebracht hat. Als Genoss*innen aus der BRD Ende 2015 auf die Grafic Novel stießen, entwickelte sich die Idee einer deutschen Übersetzung.

Eingeteilt in Staaten, bewacht von PolizistInnen und SoldatInnen, sind wir in unserem alltäglichen Leben mit verschiedenen Grenzen konfrontiert, die uns voneinander trennen. Die Idee einer herrschaftsfreien Gesellschaft, in der wir alle nach unseren Fähigkeiten und Bedürfnissen leben und arbeiten können, hat ein großes Stück Arbeit vor sich. Eine der simpelsten, aber wirkmächtigsten Hürden, die wir bei unserem Aufbau einer transnationalen Solidarität von unten überspringen müssen, ist die nationale und somit ausschließende Sprache. Denn die Entwicklung eines kollektiven Vokabulars ist der Grundstein eines gemeinsamen Lernprozesses, wenn wir nicht in unserer nationalen Isolation verhaftet bleiben wollen.

„Kobane Calling“ ist daher für viele von Beyond Europe so ein interessantes Projekt. Wir – das ist ein antikapitalistisches Netzwerk aus verschiedenen Gruppen aus Griechenland, Österreich, Großbritannien, Deutschland und Zypern – diskutierten die Entwicklungen in Rojava und es fiel uns auf, dass es in den verschiedenen Ländern zwar eine grundsätzliche Solidarität mit dem basis-demokratischen Selbstorganisierungsprozess gibt, allerdings nur punktuelle Zusammenarbeit und gemeinsame Diskussionen mit der kurdischen Bewegung. Das vorliegende Heft soll Anlass geben gemeinsame Diskussionen zu vertiefen.

Kobane ist immer mehr als „nur“ eine Stadt in einem militärischen Konflikt, mehr als ein Symbol für die Stärke der kurdischen Bewegung gegen den IS, sondern ein praktischer Versuch einer gesellschaftlichen Alternative, in der die Logik von Staat, Nation und Kapital nicht primär das Leben der Menschen bestimmt. Kobane ist ein Ausschnitt einer bereits im Hier und Jetzt möglichen Zukunft, die Idee von politischer und sozialer Emanzipation. Es ist das Bild einer Zukunft, in der wir nicht getrennt durch race, class, gender und religion, sondern kollektiv unser Leben selbst in die Hand nehmen. Nicht zuletzt die Entwicklungen in der Türkei und Syrien verdeutlichen, wie zeitgemäß und unerlässlich es ist, diese Geschichte einer anderen Gesellschaft zu erzählen und darüber zu sprechen was wir örtlich getrennt von Rojava tun können. Denn diese selbst geschaffene Realität steht unter wortwörtlichen Beschuss, pendelt unerlässlich zwischen Ausbau der demokratischen Selbstbestimmung und kriegerischer Logik hin und her. Zuletzt verstehen wir unser Übersetzungsprojekt als einen Beitrag, die nationale Isolation durch die Entwicklung einer Sprache der gemeinsamen Erfahrungen zu entwickeln, damit ein Ausbruch aus der rasenden Gegenwart möglich wird.

Bester Dank geht an Zero Calcare, der uns ohne zu zögern die Vorlage zusandte und das alles erst möglich machte. Herzlichen Dank an die vielen helfenden Hände, die Übersetzung, Transkription, Lektorat und die grafische Setzung übernommen haben. Der größte Dank geht klar an die kurdische Bewegung und die internationalen Brigaden. Wir wünschen unseren Genoss*innen viel Kraft und euch viel Spaß beim Lesen!

Biji Kurdistan!
…UmsGanze! organisiert in Beyond Europe im Januar 2017